
Autor: Dipl.-Biol. Anne Hoppmann
Aufzucht-Team: Tierarzt Andreas Frei, Biologe Jan Dams, Tierpfleger Wolfgang Magnus und Sina Eggers
Article in English: First European Breeding Success of the Golden-Headed Quetzals in Weltvogelpark Walsrode
Wer Trogone beobachten möchte, muss viel Geduld und Durchhaltevermögen mitbringen. Trogone gehören zu den eher ruhigen Vertretern der Vogelwelt und sind überwiegend in den Baumwipfeln zu finden, wo sie viele Stunden regungslos auf einem Ast sitzen und diesen nur vorübergehend verlassen, um auf Futtersuche zu gehen. Mit den kurzen, gerundeten Flügeln können sie kräftig, flink und fast lautlos über kurze Strecken fliegen und dabei im dichten Wald exakt manövrieren.
Trogone brüten in Höhlen, die sie sich in freier Wildbahn in morsch werdende Stämme oder Termitenbauten graben; sie nutzen auch natürliche Baumhöhlen oder verlassene Specht-Höhlen. Beide Geschlechter beteiligen sich am Bau der Höhle und bebrüten das Gelege gemeinsam, welches in der Regel aus zwei Eiern besteht. Beide Elterntiere versorgen ebenfalls die Jungtiere, das Männchen mit größerem Anteil.
Ein interessanter Vertreter der Trogon-Familie ist der Goldkopf-Quetzal, der im westlichen Südamerika in den feuchten Wäldern der Anden bis in eine Höhe von 3100 m verbreitet ist. Als Nahrung bevorzugt diese Art die Früchte der wilden Avocado- und Feigenbäume. Gelegentlich werden auch Insekten und kleine Reptilien gefressen. Die Männchen dieser Art zeichnen sich besonders durch ihre rote Bauchfärbung und ihren gelben Schnabel aus. Das restliche Gefieder schimmert grün und der Kopf schillert golden. Sie besitzen zusätzlich bis zu 10 cm lange Schwanzfedern. Die Weibchen lassen sich gut vom Männchen unterscheiden: ihr Gefieder ist nicht so schillernd, der Kopf eher grau und sie sind nicht so leuchtend gefärbt wie ihr männlicher Gegenpart.�
Im März 2012 zog jedoch endlich ein neues Männchen, welches zuvor im Zoo Barcelona ebenfalls ohne Partnervogel gehalten wurde, zu unserem weiblichen Goldkopf-Quetzal ein.
Nach Ankunft des männlichen Goldkopf-Quetzals und Ablauf der Quarantänezeit wurde das Männchen zum Weibchen in eine große, dicht bepflanzte und mit einem Wasserfall versehene Voliere in der tropischen Paradieshalle gesetzt. Den Vögeln steht in der Voliere eine Bruthöhle zur Verfügung, welche aus einem runden Naturholz-Stamm besteht, der bis zum Rand mit Hobelspänen angefüllt wird. Dies animiert die Tiere, sich durch die Späne durchzugraben und eine eigene Brutkammer auszuhöhlen, wie sie es auch in der Natur machen würden.
Das Paar harmonierte von Anfang an sehr gut und schon Ende April 2012 konnten die Tierpfleger des Tropen-Reviers beide Vögel in Brutstimmung beobachten. Kurz danach kam es bereits zur ersten Ei-Ablage. Leider zerbrach das Ei nach wenigen Tagen in der Höhle, die mit Hilfe einer Kamera für uns einsehbar ist. Ende Mai legte das Weibchen erneut ein Ei und dieses wurde vorsorglich aus dem Nest entnommen und durch ein Kunst-Ei ersetzt. Zwei Tage später folgte das zweite Ei. Beide Eier wurden direkt nach Eiablage in eine Brutmaschine eingelegt und somit künstlich bebrütet. Nach kurzer Zeit stand fest: Die ersten Eier waren leider unbefruchtet. Doch Mitte August war es endlich so weit – das erste befruchtete Ei befand sich in der Maschine!
Nach etwa 18 Tagen Brutzeit schlüpfte am 04. September 2012 das erste Jungtier dieser Art in einem europäischen Zoo! Da die Eier in der Brutmaschine bebrütet wurden, hatte das Weibchen in der Voliere wieder Zeit, erneut zur Eiablage zu schreiten. Anfang Oktober wurden zwei weitere Eier gelegt, die wiederum in der Brutmaschine künstlich bebrütet wurden. Am 21. und 23. Oktober 2012 schlüpften dann zwei weitere Jungtiere! Dies war für uns ein toller Erfolg und machte alle Mitarbeiter sehr stolz!
Aber mit dem Schlupf ist der Erfolg ja nicht vorprogrammiert – sobald das erste Jungtier geschlüpft war, fing die Arbeit erst richtig an!
Mit der ersten Fütterung der blinden und nackten Jungtiere wurde etwa 30 h gewartet, bis der Eidotter weitestgehend resorbiert war. Davor wurde den Küken alle zwei Stunden Flüssigkeit, bestehend aus einer Elektrolyt-Lösung und Wasser, eingegeben.
Als Nest wurden Edelstahl-Näpfe verwendet, die als Unterlage mit Papier-Tüchern sowie einer Anti-Rutschmatte ausgekleidet wurden. So wurde gewährleistet, dass die Jungtiere guten Halt im Nest hatten und mit ihren Zehen gut greifen konnten. Anfangs wurden die Jungen in ihren Nestern in einem Inkubator bei 37,2 �C gehalten. Täglich wurde die Temperatur dem Befinden der Vögel sowie deren Wachstum angepasst und herunterreguliert. Ab dem 22. Lebenstag wurden die Jungtiere mitsamt des Nestes schon für kurze Zeitabschnitte bei 25 �C Raumtemperatur und 50% relativer Luftfeuchtigkeit in eine offene Aufzuchtbox gestellt, um sich an die neue Umgebung zu gewöhnen. Ab dem 26. Lebenstag verbrachten sie den gesamten Tag über in der Aufzuchtbox und wurden nur nachts zurück in den Inkubator gesetzt. Zu dieser Zeit saßen die Vögel oft bereits auf dem Nestrand, verließen das Nest ganz und saßen schon auf der Sitzstange. Als Wärmequelle wurde ein Dunkelstrahler angeboten. Ab dem 34. Tag wurden die Vögel auch über Nacht in der Aufzuchtbox belassen. Zu diesem Zeitpunkt waren die Jungvögel schon sehr aktiv und hüpften in ihrer neuen Unterbringung von Ast zu Ast. Um während der Aufzucht immer eine ausreichend hohe Luftfeuchtigkeit zu gewährleisten und den Vögeln auch das Baden zu ermöglichen, wurden die Tiere regelmäßig mit lauwarmem Wasser aus einer Sprühflasche abgeduscht. Dieses Bad genossen die Vögel sehr.
Inzwischen sitzen drei herangewachsene Goldkopf-Quetzale in ihren Volieren auf der Stange. Und der Erfolg des letzten Jahres konnte zu Beginn des Jahres 2013 direkt weiter geführt werden �� Ende Januar schlüpfte das vierte, Ende Februar bereits das fünfte Jungtier dieser Art im Weltvogelpark Walsrode. Beide Jungtiere wurden erneut durch unser engagiertes Handaufzucht-Team aufgezogen. Wir freuen uns auf weitere erfolgreiche Aufzuchten dieser besonderen Art!
Literatur:
- del Hoyo, J., Elliott, A. and Sargatal, J. eds (2001). Handbook of the Birds of the World. Volume 6. Mousebirds to Hornbills. Lynx Edicions, Barcelona.
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